Kurzbeschreibung: mit Ihren historischen Romanen begeistern Sie weltweit ein Millionenpublikum. Auch in Heimwärts gelingt es Ihnen, mit brillant konstruierten Wendungen die Familiengeschichte von drei starken Frauen in Australien spannend und einfühlsam zu erzählen. Was hat Sie dazu veranlasst, in Ihrem neuen Roman über Australien zu schreiben? Weshalb war Ihnen das Thema des Heimkommens wichtig? Während der Pandemie 2020 kehrten meine Familie und ich von London nach Australien zurück. Nahe meiner weitverzweigten Familie und in der Landschaft meiner Kindheit stellte ich mir oft die Frage, was Heimkommen eigentlich bedeutet. Ich wollte über den Ort schreiben, an dem ich mich befand, hier und jetzt. Und über die Menschen, die zu allen Zeiten die (manchmal trügerische) Sicherheit und Geborgenheit suchen, die wir „Daheim“ nennen. Das Herzstück des Romans ist ein Kriminalfall aus dem Jahr 1959, zu dem es bis in die heutige Zeit zahllose offene Fragen gibt. Wie verweben Sie erzählerisch die unterschiedlichen Zeitebenen Ihres Romans und was ist Ihre Intention dabei? Das Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist zentral für mein Verständnis von der Welt – und auch von Menschen. Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle jetzige Interpretationen unserer Vorgeschichte. In Heimwärts ist als weitere Zeitebene der True-Crime-Roman Als würden sie schlafen von 1961 eingebettet. Es war eine echte Herausforderung, als Autor Daniel Miller eine ganz neue Erzählstimme zu finden und auch durchzuhalten. Er schreibt im besten Glauben die Wahrheit nieder, wie sie sich ihm darbietet, diese widerspricht aber Informationen, die wir – und Jess – in der Gegenwart entdecken. Die zwiespältige Natur von Wahrheit und die Veränderbarkeit von Geschichten sind Kernthemen von Heimwärts. Wie gelingt es, eine derart komplexe Handlung authentisch darzustellen? Ich schreibe am liebsten Romane, die einen starken Erzählsog entwickeln, aber zugleich die Figuren und Schauplätze tief ergründen. Heimwärts spielt an Orten, die ich mein Zuhause nenne: Jess‘ Nachbarschaft in Nordlondon, die Städtchen, Gärten und Koppeln der Adelaide Hills und Pollys verwittertes Holzhäuschen in den Hügeln des Brisbaner Stadtteils Paddington. Damit das Städtchen Tambilla und seine Einwohner glaubhaft erscheinen, habe ich viel Zeit mit Recherchen und Lektüre über die ersten lutherischen Siedler in Südaustralien und die Gründung verschiedener Orte in den Adelaide Hills verbracht. Ich habe auch ungeklärte Verbrechen um die Mitte des 20. Jahrhunderts studiert – darunter den berüchtigten Todesfall des sogenannten Somerton-Mannes. Die Polizeiakten und Presseartikel haben mir geholfen, den richtigen Ton für Daniel Millers True-Crime-Buch zu treffen. Welche Bedeutung hat Familie für Sie als Erzählmotiv? Ich bin selbst Mutter, Schwester und Tochter und könnte nie von einer Geschichte inspiriert sein, in der Familie keine zentrale Rolle spielt. Zum einen sind die Figuren so grundlegend wichtig für meine Erzählung und jeder Char ..
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