Kurzbeschreibung: 1. Die Darstellung der Arktis in Ein Lied vom Ende der Welt ist so authentisch, bildgewaltig und lebendig, dass man als Leser:in das Gefühl hat, direkt vor Ort zu sein. Wie haben Sie für diesen Roman recherchiert – sind Sie selbst in die Arktis gereist? Nachdem ich mich für die Idee zu Ein Lied vom Ende der Welt entschieden hatte, las ich jedes Buch über Grönland und die Arktis, das ich in die Finger bekam, und sah mir jeden Film an, der in irgendeiner Form in der Arktis spielt. Über viele Monate hinweg habe ich dann an einem ersten Entwurf für meinen Roman gearbeitet. Denn ich breche erst dann zu einer Recherchereise auf, wenn ich meine Geschichte kenne und weiß, worauf ich mich vor Ort konzentrieren muss. Als der Entwurf stand, bin ich für mehrere Wochen in die Arktis gereist und habe zusammen mit anderen Arktis-Interessierten Land, Eis und Meer entlang der grönländischen Ostküste erkundet. Und auch wenn das albern klingt: Ich war überrascht, dass Grönland so groß ist und doch so wenig Menschen dort leben – und dass es dort keine Pinguine gibt. 2. Was fasziniert Sie als Autorin an einem Setting wie der Arktis? Wie viele Romanautor:innen schreibe ich das, was ich selbst gerne lesen würde. Was meine Vorliebe für Geschichten, die sich um das Überleben drehen, angeht, könnte man sicherlich über tiefenpsychologische Gründe spekulieren. Lassen Sie es mich so sagen: Wie so viele andere habe ich eine extrem schwierige Kindheit durchgestanden, und daher kenne ich das Gefühl von Angst ziemlich genau und bin auch gut darin, Überlebensstrategien zu entwickeln. Aber abgesehen davon liebe ich jede großartige Geschichte, egal wo sie spielt; allerdings habe ich eine Schwäche für Geschichten, bei denen der Schauplatz eine wichtige Rolle spielt. 3. Welche Erfahrung hat Sie auf Ihrer Reise in die Arktis am meisten geprägt? Ich hatte die Gelegenheit, den Bürgermeister einer kleinen Stadt zu interviewen. Er war siebzig Jahre alt und wuchs in einer Lehmhütte auf, wie sie für Grönland bis vor nicht allzu langer Zeit üblich waren. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in einem einfachen Holzhaus mit fließendem Wasser und Strom, und ich fragte ihn, ob es nicht eine Erleichterung sei, nicht mehr in einer Lehmhütte halb unter der Erde zu leben. Seine Antwort verblüffte mich. Er sagte, dass er die Annehmlichkeiten des Holzhauses schätze, dass er aber die Nähe vermisse, die er verspürte, als er noch mit seinen Eltern und Geschwistern in der Lehmhütte lebte, während draußen über Monate Schneestürme tobten. Diese Erfahrung und Vertrautheit fehle ihm bis heute. Das hat mich sehr beeindruckt und berührt. ..
|