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Kurzbeschreibung: Nicht die zirpenden Grillen, die summenden Mücken oder die schreienden Affen sind es, die mich in der Nacht aus dem Halbschlaf reißen. Das unangenehme Gefühl von prasselnden Regentropfen im Gesicht zwingt mich, aus der vom Moskitonetz umhüllten Hängematte herauszukrabbeln. Nacheinander verlassen alle ihre durchnässten Schlafplätze und suchen Schutz vor dem starken Regen. In mir breitet sich ein unwohles Gefühl aus. Schüttelfrost, Kraftlosigkeit und weiche Knie sind erste Alarmsignale meines Körpers. Rapide verschlechtert sich mein Zustand in den folgenden Stunden. Mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen erreiche ich körperlich endgültig den Tiefpunkt. Die Angst, an Malaria oder einer anderen Tropenkrankheit erkrankt zu sein, packt mich. Die entsprechende Medizin liegt natürlich im Hostel, acht Boots- und zwei Busstunden entfernt. Genau jetzt, wo ich sie am dringendsten benötige, fehlt sie. Besorgte Blicke und Hilflosigkeit herrschen innerhalb der Gruppe. »Keine Angst! Wir haben hier keine Malaria«, versucht Jorge zu beruhigen. Auf die Frage, ob er sicher sei, entgegnet er: »Mir ist kein Fall bekannt.« Eine Antwort, die mich nicht wirklich beruhigt. Nach einer schlaflosen Nacht tragen Jorge und Nico mich früh am nächsten Morgen ins Boot. Mit allem, was das kleine Fischerboot hergibt, rasen wir zwischen den Wäldern hindurch. Für einen Augenblick fühlt sich alles wie ein Traum an. Auf dem Boden liegend wandern meine Blicke abwechselnd zwischen blauem Himmel und angespannten Gesichtern umher. Mit langsamer Atmung, geschwächtem Körper und wenig Regung, fallen schließlich meine Augen zu. »Wie fühlst du dich?«, höre ich eine Stimme fragen. Es ist Jorge. Auf einer von Metallfedern durchstochenen Matratze unter feinmaschigem Moskitonetz inmitten einer Holzhütte weckt er mich. Ich erinnere mich an rein gar nichts, was in den vergangenen Stunden passiert ist. Irgendwie muss ich den Weg vom Boot auf die Matratze zurückgelegt haben. »Sind wir in Iquitos? Meine Medizin ist in der Fahrradtasche …«, nuschele ich benommen und kraftlos vor mich hin. »Nein, Iquitos liegt weit weg. Wir sind in einem kleinen Ureinwohner-Dorf. Niemand nutzt hier Medikamente, der Amazonas mit seinen Pflanzen ist hier die Medizin der Menschen.« Er reicht mir ein Glas mit dickflüssigem, grünem Saft mit schwarzen kiwi-ähnlichen Kernen. »Hier, trink das! Eine Mischung aus Heilpflanzen. Er wird dich stärken.« In einem Zug kippe ich den bittersauren und stechend schmeckenden Saft hinunter, der besser au ..
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