Kurzbeschreibung: »Lucía!« Sie sah hoch. »Manuel, wie schön, Sie zu sehen«, begrüßte sie ihren Stammkunden. »Sie werden doch nicht schon schließen? Es ist erst Mittag!« Lucía wies mit dem Kopf auf die Menge. Freiheit für Katalonien, las sie auf einem Pappschild, Demokratie, aber jetzt, auf einem anderen. »Niemand kauft, wenn demonstriert wird. Ist ja gut, dass die Menschen für ein neues Spanien auf die Straße gehen, aber meine Einnahmen leiden darunter. Heute die Unabhängigkeitsbewegung, letzte Woche die streikenden Hafenarbeiter, davor die Zeitungsschaffenden, die endlich Pressefreiheit wollen.« Sie seufzte und rieb die Hände aneinander, um sie zu wärmen. Manuel hingegen lachte freundlich, sodass die Pockennarben in seinem Gesicht aussahen wie Grübchen. In den bestimmt drei Jahren, in denen er regelmäßig bei ihr Blumen kaufte, hatte sie ihn fast nie traurig oder verstimmt gesehen. Fast nie. »Ich sehe schon«, sagte er, »ich muss von nun an zweimal die Woche bei Ihnen vorbeischauen. Meine Frau wird sich freuen; die Farben tun ihr gut.« »Wie geht es ihr denn?«, fragte Lucía, bedacht darauf, nicht allzu viel Mitleid in ihre Stimme zu legen, aber dennoch zog ein kurzer Schatten über Manuels Gesicht, so kurz, dass er selbst ihn wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen hatte. »Ich würde gern sagen, es ginge ihr besser, aber ich befürchte … Aber es wird schon werden, sie wird sich fangen. Alles eine Frage der Zeit.« Schon lächelte er wieder. »Richten Sie Ihr schöne Grüße aus. Bringen Sie sie doch einmal mit, damit ich sie kennenlernen kann!« ..
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